Raketenflugplatz-Berlin Museum: Steven F. Udvar-Hazy Center Washington Benannt nach dem großzügigen Spender, der den Bau des riesigen Museums am Flughafen Washington-Dulles- International ermöglicht hatte, beherbergt das Museum eine der größten Sammlungen von Flugzeugen und Raumfahrzeugen weltweit. In den Hallen stehen vierstrahlige Jets und große Flugzeuge eng an eng. Im Mitelpunkt der Raumfahrthalle steht das Space Shuttle Discovery. Unzählige Objekte der Raketengeschichte gruppieren sich um dieses zentrale Ausstellungsstück. Unter anderem sind einige Raketen des Pioniers Robert H. Goddard zu sehen. Auch einige deutsche Beute-Raketen aus dem Zweiten Weltkrieg sind ausgestellt. Angeschlossen an das Udvar-Hazy-Center ist die Restaurierungswerkstatt des Air and Space Museums der Smithsonian Stiftung in Washington. Beide Museen bilden eine Gemeinschaft. Gerade werden hier in der Werkstatt der deutsche strahlgetriebene Nurflügler Horten Ho IX/229 und der Nachtjäger Heinkel He 219 wieder hergestellt und zur Ausstellung vorbereitet. Uwe W. Jack Seit ihrem Erstflug am 30. August 1984 war die Discovery das Arbeitspferd der Space-Shuttle-Flotte. Insgesamt 39 Mal startete das OV-103 in den Weltraum. Der letzte Flug endete am 9. März 2011. Im Udvar-Hazy-Center kommen Besucher nahe genug an die Discovery heran, um alle Details sehen (und fotografieren) zu können. Hier sind es die Steuer- triebwerke am Bug. Im Museum hat man sich bewusst dafür entschieden, die Spuren des letzten Wiedereintritts in die Atmosphäre nicht zu beseitigen. Einer der beiden Pods am Heck mit Tanks und Triebwerken zum Manövrieren. Die neueren und leichten Hitzeschutz- matten haben die alten, hellen Kacheln abgelöst. Während des Starts fließen die Treibstoffe aus dem großen Außentank durch Öffnungen unter diesen zwei Klappen in den Rumpf und zu den Haupttriebwerken. Bei der Landung sind die Klappen natürlich geschlossen. Das Feld mit den Anschlüssen für die Bodengeräte, mit denen das Shuttle nach der Landung verbunden wird, um die Zelle zu kühlen, Manövertreibstoff abzupumpen und die Stromversorgung zu sichern. Oben: Am Beginn der amerikanischen bemannten Raumfahrt mussten sich Astronauten in die kleine Mercury- kapsel quetschen. Rechts: Eine Testversion der Gemini-Kapsel mit Fahrwerk und einem Gleitschirm Bauart Rogallo. Damit wurde erprobt, ob Astronauten auf Flughäfen statt im Meer landen könnten. Daneben eine Übungskapsel Apollo, die hier im Museum mit den originalen Stabilisierungsballons und dem Schwimmgürtel von Apollo 11 ausgerüstet ist. In einer Sammlung von wichtigen Objekten zur Luft- und Raumfahrt darf ein Raketenjäger Messerschmitt Me 163 nicht fehlen. Es ist die Werknummer 191301. Das Raketen-Triebwerk der Me 163, Walter HWK 109-509, ist gesondert ausgestellt. Die Zersetzungskammer des Walter-Triebwerks für die Henschel Hs 293 zeigt als Schnittmodell sehr schön den inneren Aufbau. Der ausgestellt Strahlbober Arado 234 B ist mit zwei Walter- Starthilferaketen HWK 109-500A-1 ausgerüstet. Ein Anti-Schiffs-Flugkörper Henschel Hs 293 mit untergehängter Antriebseinheit mit Walter-Raketen- triebwerk. Ebenfalls bei Henschel in Berlin-Schönefeld wurde die Flugabwehrrakete Hs 117 Schmetterling entwickelt. Sie kam nicht mehr zum Einsatz. Triebwerke des Aggregat A4 wurden genügend in die USA gebracht. Dieses Exemplar ist hervor- ragend restauriert und zeigt sein Innenleben. Das Sauerstoff-Hauptventil oben in der Mitte ist bei solchen Ausstellungsstücken selten zu sehen. Die zweistufige Flugabwehrrakete Rheintochter R1 ist zum Glück horizontal gelagert. So kann der Besucher auch den Steuerkopf mit den vier Flossen genau betrachten. Selten zu sehen sind deutsche Feststoff-Starthilfen RI 502. Für sechs Sekunden entwickeln sie einen Schub von etwa 900 kp. Die beiden Exemplare befinden sich noch in der originalen Versandkiste. Bei BMW in Berlin-Spandau wurde das Triebwerk für die Henschel Hs 117 Schmetterling entwickelt. Das BMW 109-558 lief mit Salpeter- säure und einem Brennsstoffgemisch namens Tonka. Der maximal gelieferte Schub betrug 375 kp. In einer Plexiglasvitrine gelagert und bei hellen Lampenreflexen, sind die Einspritzdüsen des BMW 109-558 schwierig zu fotografieren. Der eingeschlagene Fertigungsstempel lautet “B96” Mit dieser Konstruktion begann das Zeitalter der Flüssigkeitsraketen. Am 16. März 1926 startete Robert H. Goddard seine mit Benzin und Flüssigsauerstoff angetriebene Rakete in Auburn, Massachusetts. Da das Original verloren ist, steht ein Nachbau im Museum. Goddards Rakete seiner A-Serie von 1935 hatte Gaspaddel am Heck zur Steuerung. Blick in eine Brennkammer von Goddard. Je eine Einspritz- öffnung für Brennstoff und Sauerstoff ist (leider) unscharf erkennbar. Vorn ragt eine Zündkerze in den Brennraum. Triebwerk der Rakete, die Robert H. Goddard am 30. Dezember 1930 in New Mexiko auf eine Höhe von 600 Metern geschossen hat. Von der Oberseite her gesehen zeigt das NAA 75-100 seine große Ähnlichkeit mit dem A4-Triebwerk durch die Turbo- pumpe und den Behälter für Wasserstoffperoxid zum Antrieb der Pumpe. Für die Weiterentwicklung des Aggregat A4 in den USA schuf North American Rocketdyne das Triebwerk NAA 75- 100 (A-6), welches Flüssigsauerstoff und Ethanol verbrannte und damit einen Schub von 34000 kp lieferte. Das Doppeltriebwerk von North American Aviation XLR83- NA-1 für das Booster des Marschflugkörpers Navaho ist ein Meilenstein der amerikanischen Triebwerksentwicklung. Die nächsten Motorgenerationen bauten auf diesem Triebwerk auf, welches nach Studien des Aggregat A4 entworfen wurde. Schub: 2 x 54400 kp. Das XLR-87 der Titan verbrannte Kerosen und Flüssig- sauerstoff (später Distickstofftetroxid und Unsymmetrisches Dimethylhydrazin) und erzeugte damit einen Gesamtschub von 2 x 74400 kp (bzw. 2 x 111700 kp). Rocketdyne H-1 der Jupiter-Rakete für Kerosen und Flüssigsauerstoff. Bei der Erststufe der Saturn I und IB wurden acht Motoren gebündelt. Bei einem Trocken- gewicht von 900 kg liefert das H-1 einen Schub von 93000 kp. Lockheed Poseidon C-3 U-Boot-gestützte Interkontinental- rakete. Die beiden Stufen sind getrennt ausgestellt. Die Feststoff-Rakete ist 10,4 Meter lang und wiegt 29200 kg. Jede Poseidon kann bis 16 unabhängig fliegende nukleare Sprengköpfe befördern. Oberstufe Lockheed Agena B mit einem Triebwerk Bell 8081 für Rotrauchende Salpetersäure und Unsymmetrisches Dimethylhydrazin. Die Agena wurde in den 1960er Jahren für den Start von Spionagesatelliten genutzt. Heute noch wird die Pegasus eingesetzt. Die dreistufige Feststoffrakete wird mit einem Flugzeug auf Starthöhe geschleppt und abgeworfen. Es können Satelliten bis 450 kg in den Orbit befördert werden. Der Erstflug erfolgte am 5. April 1990. Ebenfalls als Doppeltriebwerk ist das XLR-87 der Aerojet- General Corp. für die Erststufe der Interkontinentalrakete Titan ausgelegt.